Erfordert Zugehörigkeit immer Ausgrenzung?

Am 9. Oktober 2025 sprach Prof. Erin Hochman von der Southern Methodist University (Dallas) im Rahmen der Leo Baeck Institute London Lecture Series über das Thema »Rethinking German Nationalism«. Der Vortrag ist jetzt online auf youtube nachzuschauen bzw. über spotify und apple-podcasts nachzuhören.

In ihrem Vortrag stellte Hochman die verbreitete Vorstellung infrage, deutscher Nationalismus sei zwangsläufig antisemitisch, antidemokratisch und gewaltförmig. Stattdessen zeigte sie, dass republikanische Kräfte der Weimarer Republik und der Ersten Österreichischen Republik die Idee eines großdeutschen Nationalstaats nutzten, um eine demokratische und inklusive Form des Nationalismus zu entwickeln. Diese republikanischen Nationalist:innen sahen »deutsch« und »jüdisch«, »sozialistisch« und »patriotisch« nicht als Gegensätze – im Gegensatz zu ihren rechten und konservativen Gegner:innen. Hochman machte deutlich, dass der spätere Triumph des nationalsozialistischen Verständnisses von Nation keineswegs unausweichlich war.

Erin Hochman ist Autorin des Buchs »Imagining a Greater Germany: Republican Nationalism and the Idea of Anschluss« (Cornell University Press, 2016). Ihr aktuelles Forschungsprojekt untersucht, wie verschiedene politische Gruppen in der Weimarer Republik den Begriff der »deutschen Diaspora« verwendeten, um demokratische oder antidemokratische Positionen zu stützen.

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Der Vortrag war Teil der Reihe »Does belonging always require exclusion?«, die sich mit der Frage nach Zugehörigkeit und Ausgrenzung im deutsch-jüdischen Kontext beschäftigt. Die Serie beleuchtet zentrale Momente der Moderne – von Debatten über Nationalismus und Religion bis hin zur Rückgewinnung jüdischer Staatsbürgerschaft nach dem Holocaust – und verknüpft diese historischen Perspektiven mit aktuellen Diskussionen über Identität, Gemeinschaft und Demokratie.

Die Veranstaltung wurde vom Leo Baeck Institute London in Kooperation mit dem German Historical Institute London organisiert.