LBI London

KURZ PROFIL

Das Leo Baeck Institut London ist die leitende Forschungsstätte in Großbritannien zur Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums in Europa. Es bildet eine Brücke zwischen der deutsch- und der englischsprachigen akademischen Community und stößt mit Konferenzen und Workshops wissenschaftliche Debatten an. Das Year Book des LBI London ist die führende Publikation zu deutsch-jüdischer Forschung. Mit dem Leo Baeck Fellowship fördert das LBI London internationale Nachwuchswissenschaft-ler*innen. Die Bibliothek enthält eine einzigartige Sammlung historischer Flugblätter. 

Beim LBI London liegt der Schwerpunkt auf der wissenschaftlichen Erforschung der deutsch-jüdischen Geschichte des 17. bis 21. Jahrhunderts. Es fördert den wissenschaftlichen Diskurs besonders über die Themen Emigration, Integration, Minderheiten und Bürgerrechte. Das LBI London hat mit dazu beigetragen, dass die Disziplin der deutsch-jüdischen Geschichte und Kultur in Europa im wissenschaftlichen Bereich etabliert werden konnte.

 

Zu den Aktivitäten des LBI London gehören öffentliche Vortragsreihen und Konferenzen. 2005 wurde – in Kooperation mit der Studienstiftung des Deutschen Volkes – das Stipendienprogramm „Leo Baeck Fellowship“ ins Leben gerufen, um Promotionsvorhaben zum Thema deutsch-jüdische Geschichte und Kultur zu unterstützen. Bis zu zehn Stipendiat*innen werden jährlich gefördert.

 

Seit 1956 publiziert das LBI London jährlich das LBI Year Book und vergibt in diesem Rahmen einen Essay-Preis an junge Wissenschaftler*innen. Weitere Publikationen erscheinen regelmäßig in deutscher und englischer Sprache, wie die Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts und German Jewish Cultures.

Gruppe des Leo Baeck Fellowship – © LBI London
Gruppe des Leo Baeck Fellowship – © LBI London

AKTUELLE

BEITRÄGE

Jahresbericht

Das neue Publikationsformat der Freunde und Förderer des LBI gibt in der Rückschau und Vorschau Einblicke in die Aktivitäten des gesamten LBI

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NÄCHSTE

VERANSTALTUNG

Oktober 2023
Okt 12
12 Oktober 2023 19:30

What a shayna punim! Verniedlichung von Jüdinnen und Juden und Fotografie. Donnerstag, 12. Oktober 2023 um 19:30 Uhr (London) Online Mit Prof. Daniel Magilow, University of Tennessee, USA. Die Veranstaltung […]

DIE GESICHTER DES

LBI LONDON

Für die mit einer Feder gekennzeichneten Bilder sind literarische Profile hinterlegt.

DER BLICK NACH

INNEN

Leo Baeck Fellowship

Fotobücher haben das jüdische Selbstverständnis im 20. Jahrhundert entscheidend mitgeprägt. Der Historiker Steven Weiss Samols erforscht jüdische Perspektiven auf Außenseitertum und einschneidende Ereignisse der jüdischen Geschichte. Er ist einer von insgesamt 167 Leo Baeck Fellows des LBI London und der Studienstiftung des deutschen Volkes.
„Die Kinder müssen draußen lachen. Geschäft ist Geschäft.“ – So schreibt Felix Salten in dem kleinen Büchlein „Wurstelprater“ von 1912 mit 75 Fotografien von Emil Mayer. Der jüdische Schriftsteller Salten, der später mit „Bambi“ weltberühmt werden sollte, und der Fotograf Mayer fangen das Treiben auf dem Wiener Prater und damit das Leben in der Moderne ein – und seine Außenseiter. „Dort am Rande der Straße, an die Planken gelehnt, auf Prellsteinen sitzend, lungern immer Menschen“, schreibt Salten, „den ganzen lieben Tag.“

„Die Bilder vom Prater transportieren ein jüdisches Gefühl von Außenseitertum in einer Phase der Akkulturation im Wien der Kaiserzeit“, sagt der Historiker Steven Weiss Samols, der an der University of Southern California promoviert. „Für mich liegt in diesem Büchlein der Ursprung des modernen Fotobuchs, das mit Fotoessays Geschichten erzählt und deutliche jüdische Wurzeln hat.“ Anhand von fünf Fotobüchern zeichnet er die Evolution dieses Mediums und die visuelle Geschichte deutsch-jüdischer Identität von 1912 bis in die 70er-Jahre nach.

Die Bände zeigen entscheidende Momente: das Getto in Vilnius in den 20er-Jahren, das Grauen des Holocaust, die Gründung Israels und Sigmund Freuds Wohnung im Wien der 70er-Jahre – als Ort des Erinnerns an das Fehlen der jüdischen Bevölkerung. „Die Bücher gingen an jüdische Haushalte überall auf der Welt und waren Vorlage für spätere Publikationen, Filme und Ausstellungen“, sagt Samols. „Sie haben das kollektive Bild deutsch-jüdischer Geschichte maßgeblich geprägt und auf visuelle Weise Geschichte geschrieben.“

Samols ist einer von 167 Doktorand*innen, die seit 2006 das internationale Leo Baeck Fellowship des LBI London und der Studienstiftung des deutschen Volkes erhalten haben. „Das hat mir ermöglicht, meine Forschung wichtige Schritte voranzubringen“, sagt Samols. In zwei Workshops im Rahmen des Leo Baeck Fellowship Programms hat er sein Thema präsentiert und mit anderen Fellows diskutiert. „Es ist ein tolles Netzwerk, in dem ich mich weiterhin austausche.“ Seine Erkenntnisse konnte er auch im renommierten Londoner LBI Year Book veröffentlichen.

Das umfangreiche Archivmaterial des LBI, das via Digibaeck online einsehbar ist, war für den Historiker enorm hilfreich. „Es ist eine unglaublich wichtige Quelle für Bildmaterial und biografische Studien, auch über die Emigration hinaus“, sagt Samols. „Ich habe damit zeigen können, wie kraftvoll Fotobücher sich auf unsere Vorstellung von Geschichte auswirken.“

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