LBI Year Book Essay-Preis Gewinnerin 2026: Angelina Palmén

Angelina Palmén © Uppsala Universitet

Das Leo Baeck Institute London freut sich, Angelina Palmén als Gewinnerin des LBI Year Book Essay Prize 2026 für ihren Essay „Rethinking the Jewish Public Sphere: The Case of the Imperial German Trade Journal Der Confectionair“ bekannt zu geben. Palméns Beitrag wird in der kommenden Ausgabe des Leo Baeck Institute Year Book veröffentlicht.

In ihrem Artikel plädiert Palmén für eine Neubewertung des Konzepts der jüdischen Öffentlichkeit, wobei sie die deutsche Fachzeitschrift Der Confectionair (1886–1936) als Ausgangspunkt wählt. Der Confectionair – während des Ersten Weltkriegs in Der Konfektionär umbenannt – war die auflagenstärkste deutschsprachige Publikation für die Textilbranche während des Kaiserreichs und in der Zwischenkriegszeit die führende Fachzeitschrift auf dem europäischen Kontinent. Obwohl die Zeitschrift in erster Linie als Sprachrohr und gemeinschaftliches Forum für deutsche Konfektionäre diente, behandelte sie auch Themen, die speziell jüdische Geschäftsinhaberinnen und Unternehmerinnen betrafen, sowie Inhalte, die als besonders für weibliche – möglicherweise vorrangig jüdische – Leserinnen interessant galten.

Palméns Essay verbindet Theorien zur Öffentlichkeit mit dem Konzept der Intersektionalität und nutzt »Jüdischsein« als analytische Linse, um zu verstehen, wie deutsch-jüdischer öffentlicher und gemeinschaftlicher Diskurs auch außerhalb der offiziell jüdischen Öffentlichkeit – etwa der jüdischen Presse oder explizit jüdischer Organisationen – stattfand. In Übereinstimmung mit aktuellen Studien zur jüdischen Geschichte in Mittel- und Osteuropa hinterfragt der Beitrag die binäre Trennung zwischen »jüdisch« und »nicht-jüdisch« und trägt so zu einem differenzierteren Verständnis der Entwicklung jüdischer Öffentlichkeit und politischer Gemeinschaften im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert bei. Auf diese Weise leistet der Essay auch einen empirischen Beitrag zur theoretischen Debatte über Öffentlichkeiten, indem er ihre ko-konstruktive Natur in den Fokus rückt.

Angelina Palmén ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Institut der Universität Uppsala (Schweden), wo sie zudem dem Forschungs- und Digitalisierungsprojekt Gender and Work angehört. Ihre Promotion schloss sie 2024 an der Universität Oxford ab; 2025 war sie Finalistin für den Coleman Prize der Association of Business Historians für die beste Dissertation. Ihre Forschung wurde unter anderem vom Center for Jewish History in New York, der Studienstiftung des deutschen Volkes, dem Leo Baeck Institute London, der Posen Society of Fellows, der Waldemar von Frenckell Foundation sowie dem Finnischen Concordia-Fonds gefördert. Ihr aktuelles Projekt, das von der Schwedischen Kulturstiftung in Finnland finanziert wird, befasst sich mit jüdischen Frauen und sozialem Unternehmertum in Stockholm und Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Wir gratulieren Angelina Palmén herzlich zu diesem großartigen Erfolg.

Die Ausschreibung für den Essay Prize 2027 wird in Kürze veröffentlicht.

Angelina Palmén © Uppsala Universitet
Angelina Palmén © Uppsala Universitet