Literatur, die Geschichte lebendig hält.
Das Leo Baeck Institute –New York | Berlin hat sein Archiv für Autorinnen und Autoren geöffnet in einem einzigartigen Literaturprojekt „Stolpertexte“, welches am 21. März 2024 um 19 Uhr im Capa-Haus im Rahmen der Leipziger Buchmesse eröffnet wurde. David Brown, der Direktor für Public History des LBI NY berichtete zu Beginn über die Entstehung des Projektes. Im Anschluss lasen die Autor:innen Ulrike Draesner, Norbert Hummelt, Karosh Taha und Ruth Maria Thomas den anwesenden 50 Personen ihre Stolpertexte vor. Dr. Nora Pester, Verlegerin bei Hentrich & Hentrich, führte durch den Abend.
Lesung im Leipziger Capa-Haus
Über das Projekt
Unter dem Titel „Stolpertexte“ sind Autorinnen und Autoren im vergangenen Jahr auf die Spur von Lebenszeugnissen deutscher Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus gegangen, deren persönliche Dokumente im Archiv des Leo-Baeck-Institutes gesammelt sind. Daraus sind literarische Texte entstanden, die, ähnlich den Stolpersteinen in europäischen Städten, an die Leben und Hoffnungen der Menschen erinnern, denen unter der Nazi-Terrorherrschaft alles genommen wurde.
Zu den bisher 30 Autorinnen und Autoren, die sich an dem Projekt beteiligt haben, gehören unter anderen Fred Breinersdorfer, Ulrike Draesner, Lena Gorelik, Olga Grjasnowa, Tanja Kinkel, Moritz Rinke, Norbert Hummelt, Tijan Sila, Karosh Taha sowie Dana von Suffrin und Juli Zeh.
Die StolperTexte werden zuerst in einer gekürzten Version in deutschen Medien erscheinen – vor allem dort, wo die Menschen einst lebten – und damit die Routine der täglichen Lektüre unterbrechen. Danach werden sie online auf der Webseite des Leo Baeck Instituts New York zu finden sein und mit Originaldokumenten, Ton- und Filmaufzeichnungen sowie Autorenlesungen ergänzt. Ende des Jahres werden sie als Buch erscheinen. In der „Kulturzeit“ vom 28. März 2024 wird (ab Minute 7:54) ausführlich über das Projekt „Stolpertexte“ berichtet.
Das Projekt wurde initiiert von dem TV-Journalisten, Autor und Produzenten Matthias Pfeffer. Er ist Direktor des Councils for European Public Space, einer Non-Profit Organisation, die sich für eine demokratische und europäische digitale Öffentlichkeit einsetzt.
Bisher veröffentlichte Stolpertexte
- Fred Breinersdorfer, „Neue Verhältnisse„, Stuttgarter Zeitung, 19. April 2023.
- Ulrike Draesner, „Erinnerung Lernen„, Berliner Zeitung, 6. Dezember, 2023.
- Nicolas Greiner, „Stilles Heldentum„, Mannheimer Morgen, 19. März, 2024.
- Olga Grjasnowa, „‚Ich brauche dich‘: Die Geschichte des jüdischen Ehepaars Ernst und Erna Feder„, Der Tagespiegel, 20 März, 2024.
- Norbert Hummelt, „Familie Strauss in Marburg: Die Geschichte (fast) vergessener Juden„, Oberhessische Presse, 22. März, 2023.
- Tanja Kinkel, „‚Ich habe noch nie so sehr geweint‘: Wie das Leben einer Bamberger Familie ab 1933 zerstört wurde„, Nürnberger Nachrichten, 23. März, 2024.
- Moritz Rinke, „In Gedenken an die Familie Zwienicki in Bremen“ und „Der neue Stolperstein an meinem Kühlschrank„, Weser Kurier, 18. und 25. März, 2023.
- Victor Sattler, „Hoffentlich ist es dann nicht zu Spät„, 54books.de, 17. August 2023.
- Tijan Sila, „Abschied aus Kaiserslautern„, Die Rheinpfalz, 4. März 2024.
- Konstantin Schmidtbauer, „Brief aus den letzten Tagen jüdischen Lebens„, Burgenland Kurier, 27. Dezember 2023.
- Dana von Suffrin, „Ein lebenslanger Kampf„, Süddeutsche Zeitung, 26. März, 2024.
- Karosh Taha, „Der Tod forderte seinen Teil von mir„, Münchner Merkur, 3. April 2024
- Ruth-Maria Thomas, „(Der Himmel leuchtete rot) Wie eine Jüdin in den 1930er-Jahren aus Deutschland floh„, Lausitzer Rundschau, 21. März, 2024.
- Juli Zeh, „Die Lange Reise der Edith Hillinger„, Märkische Allgemeine Zeitung, 16. März, 2024.