Konzertreihe „Pioniere im Exil“

Das LBI New York | Berlin stellt neun vertriebene Komponist:innen und ihr Schaffen vor.

„Es begann mit einem Foto aus dem Jahr 1922. Vor einer Hauswand scharen sich 13 Männer um eine Frau in der Bildmitte und schauen ernst in die Kamera. Die 14 Komponist:innen aus verschiedenen Ländern waren Teil einer Gruppe von Tonkünstler:innen, die damals in Salzburg das erste Internationale Kammermusikfestival veranstalteten. Am Ende dieses Festivals gründeten sie die Internationale Gesellschaft für Neue Musik, die bis heute existiert und weltweit die Präsentation moderner Musik fördert. 

Das Foto ist eines der wenigen Zeugnisse dieses historischen Treffens, denn der Aufbruch in die Moderne wurde bald torpediert: Erzkonservative Kritiker beschimpften die dort Versammelten als „musikalische Bolschewiken“ und als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, mussten mehrere der Abgebildeten ihre Heimat verlassen.

Die Konzertreihe Pioniere im Exil stellt neun durch das nationalsozialistische Terrorregime vertriebene Komponist:innen in den Mittelpunkt und bietet eine Bühne für die Wiederentdeckung ihrer oft zu Unrecht vergessenen Werke. 

Darunter auch Kompositionen der fast gänzlich vergessenen Komponistin Charlotte Schlesinger, deren Streichquartett 1929 mit dem Beethoven-Stipendium der Stadt Berlin ausgezeichnet wurde. Die Schülerin von Paul Hindemiths emigrierte über Prag und Kiew nach Amerika. Abseits von Charlotte Schlesinger und Paul Hindemiths wird es auch Streichquartette, Lieder und Klavierstücke von Wilhelm Grosz, Hugo Kauder, Egon Lustgarten, Paul Pisk, Rudolf Reti, Karl Weigl und Egon Wellesz zu hören geben.

Die Stücke wurden in Archiven und Bibliotheken entdeckt und bisher nur in New York aufgeführt. Pioniere im Exil bietet dem deutschen Publikum die einmalige Gelegenheit, diese selten aufgeführten Werke live zu erleben. 

Interpretiert werden die Stücke der neun Komponist:innen vom Diplomatischen Quartett, bestehend aus Matthias Hummel, Felix Klein, Waltraut Elvers, Gabriella Strümpel – sowie dem österreichischen Pianisten Gottlieb Wallisch und der amerikanischen Sopranistin Alexis Rodda.

Organisiert wurde die Konzertreihe durch die Theaterkompanie Elysium – between two continents in Kooperation mit dem Leo Baeck Institute – New York | Berlin. Ein weiterer Partner ist musica reanimata.

Den Auftakt bildet das erste Konzert am Montag, den 29. April 2024 um 19.00 Uhr Österreichisches Kulturforum in der Stauffenbergstraße 1 in 10785 Berlin.

Anmeldung unter: https://kulturforumberlin.at/veranstaltungen/

Festival der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik, Salzburg 1922. (Foto: The Lahr von Leitis Archive)