Wir freuen uns sehr, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass das Projekt „Library of Lost Books„, eine Zusammenarbeit der Freunde und Förderer des LBI, des LBI London und LBI Jerusalem und navos create, mit dem diesjährigen Grimme Online Award in der Kategorie »Kultur und Unterhaltung« ausgezeichnet wurde.
Als »Empowernd, lebendig und stark« wird das Citizen-Science-Projekt beschrieben. Es beschäftigt sich mit der Wiederherstellung durch die Nazis zerstörten Bibliothek der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. Kinga Bloch, Stellvertretende Direktorin des LBI London, sowie Angela Schulz zur Wiesch von navos create nahmen den Preis am Montag, den 16. Oktober in Marl entgegen. Irene Aue-Ben-David und Bettina Farack vom LBI Jerusalem konnten an der Verleihung leider nicht teilnehmen. Ihnen wird hiermit ebenfalls herzlich gratuliert.
Die Begründung der Jury im Wortlaut:
»Die „Library of Lost Books“ eröffnet einen digitalen Raum, der einen Teil deutsch-jüdischer Geschichte erlebbar macht, der so fast nie gezeigt wird. Sie ist damit viel mehr als ein Online-Archiv. Im Mittelpunkt stehen die Menschen an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums: ihr Widerstand, ihre Solidarität, ihre Modernität und Aufgeklärtheit – und ihre Bibliothek.
Die Darstellung erfolgt in drei Kapiteln, wobei jeder Abschnitt eine einzigartige Perspektive eröffnet. Die Scrollytelling-Website leitet die Nutzenden durch die Hochschule – die Bild- und Tonelemente ermöglichen hierbei einen besonderen Zugang, die Erzähldramaturgie überzeugt. Großartiges Bildmaterial und Animationen, darunter sich bewegende Bücher, Menschen, die im Lesesaal tanzen, oder Kerzen, die beim Scrollen niederbrennen, verleihen der „Library of Lost Books“ dabei eine außergewöhnliche Dynamik und Tiefe in der Darstellung.
Ebenso außergewöhnlich in ihrer Qualität und Bedeutung sind die dargestellten Inhalte, die einen besonderen Einblick in jüdisches Leben ermöglichen, abseits von traditionellen und stereotypen Vorstellungen: Exemplarisch seien hier die erste Generation professioneller Bibliothekarinnen in Deutschland sowie die Offenheit der Hochschule genannt, an der sich Studierende zu Rabbinerinnen ausbilden lassen konnten, unabhängig von Religion oder Geschlecht.
Die besondere Interaktivität, die Möglichkeit, sich selbst auf die Suche nach den verlorenen Büchern zu begeben, die von den Nazis geraubt wurden oder in der Nachkriegszeit verloren gingen, fesselt und involviert die Nutzenden noch viel stärker in die Geschichte dieses außergewöhnlichen Ortes. Vergangenheit und Gegenwart verbinden und beziehen sich aufeinander – wie das NS-Unrecht bis in die Gegenwart hineinwirkt, das zeigt dieses Citizen-Science-Projekt.«
Die Laudatio ist hier nachzuschauen:
Als hätte es der WDR bereits geahnt, sprach eine seiner Mitarbeiter*innen bereits im Vorfeld mit der späteren Preisträgerin Bettina Farack über das Projekt. Das ist hier↗ nachzuhören.