Das Leo Baeck Institut Jerusalem lud anlässlich des 50. Jubiläums von Erich Kästners Todestag zu einer Konferenz rund um Kästners Einfluss, seine Werke und die kulturellen Verbindungen zwischen Dresden und Jerusalem ein.
Am 04. Juni 2024 versammelten sich im Kulturzentrum Mishkenot Sha’anamin in Jerusalem zahlreiche Gelehrte, Autor:innen, Künstler:innen, Pädagog:innen und Medien-Expert:innen, um sich über das persönliche und literarische Erbe Erich Kästners in historischen, aber auch soziopolitischen Kontexten und die weitreichende Anerkennung seiner Werke auszutauschen.
Anlass war das 50. Jubiläum des Todestags des deutschen Schriftstellers und Publizisten. In Kooperation mit der Vereinigung der Israelis mitteleuropäischer Herkunft, dem Goethe-Institut Israel, dem Minerva Center für deutsche Geschichte und dem Institut für deutsche Sprache und Literatur an der Hebräischen Universität Jerusalem lud das Leo Baeck Institut in Jerusalem zu einer eintägigen Konferenz ein. Dort wurde sich in unterschiedlichen Vorträgen mit Kästners Werken, vergessenen Gedichten, Hebräischen Übersetzungen und seinem Einfluss auf die israelischen Leser:innen auseinandergesetzt.
Kästner erreichte insbesondere durch seine Kinderbücher Weltbekanntheit und galt durch seinen einzigartigen Schreibstil als Revolutionär und Vertreter der Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland und auf der ganzen Welt. Darüber hinaus arbeitete er als Dichter, Journalist, Dramatiker und Drehbuchautor. Trotz seines weltweiten Erfolgs ist Kästner nicht unumstritten, nicht zuletzt aufgrund seines Verhaltens in der Zeit des Nationalsozialismus, das ein vollumfängliches Verständnis der Person und des Autors erschwert.
Zu Zeiten der Weimarer Republik verkehrte Kästner in intellektuellen und liberal-linken Kreisen und schrieb für verschiedene Genres, bevor er ab 1928 die bis heute populäre Kinderliteratur publizierte. Anders als die meisten Schriftsteller blieb Kästner im nationalsozialistischen Deutschland und obwohl seine Bücher verbrannt und er sich aufgrund seiner linken Ansichten verdächtig machte, konnte er in der Schweiz und Deutschland weiterhin publizieren und kooperierte mit der staatlichen Filmindustrie. Auch nach dem Krieg veröffentlichte er kaum etwas, was sich mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigte.
Insbesondere aus diesem Grund wurde in der Konferenz versucht, das Mysterium um Kästners Erfolg vor und nach der Staatsgründung zu lüften und zu untersuchen, weshalb ihm im Gegensatz zu anderen deutschen Autoren sein Verhalten im Nationalsozialismus nicht zum Verhängnis wurde. In verschiedenen thematischen Abschnitten wurde sich auf Hebräisch in Podiumsdiskussionen mit Kästners Person und Werken beschäftigt, die unter anderem geleitet wurden von Prof. Giddon Ticotsky, Michal Peles-Almagor, Prof. Ofer Ashkenazi and Dr. Sharon Gordon.