Das materielle und das geistige Erbe der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums

DFG fördert Kooperation des Simon Dubnow-Insituts und des Leo Baeck Instituts Jerusalem.

Im Mittelpunkt des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Jüdisches Kulturerbe“ geförderten Projekts des Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow und des Leo Baeck Instituts Jerusalem steht die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums, die 1872 in Berlin eröffnet und 1942 durch die Nationalsozialisten geschlossen wurde. Im Rahmen des Kooperationsvorhabens wird nach dem Schicksal und der Bedeutung der Hochschulbibliothek, dem Verbleib ihrer Bücher und nach Initiativen der Nachkriegszeit, ihr intellektuelles sowie kulturelles Erbe zu bewahren, gefragt.

Das auf drei Jahre angelegte interdisziplinäre Vorhaben in Kooperation zwischen dem Leipziger Dubnow-Institut und dem Leo Baeck Institut Jerusalem zielt auf eine Neuvermessung der Nachgeschichte der Berliner Hochschule. Mit Ansätzen aus der materiellen Kulturforschung, der Bibliothekswissenschaft, der Provenienzforschung und der Ideengeschichte wird ihr intellektuelles und materielles Vermächtnis an verschiedenen Orten rekonstruiert. Geplant sind eine Konferenz am Centrum Judaicum in Berlin sowie die wissenschaftliche Erarbeitung verschiedener, nicht nur an das akademische Publikum gerichteter Publikations- und Veranstaltungsformate.

Yfaat Weiss, Direktorin des Dubnow-Instituts, betont: „Aufbauend auf die Erfahrung von früher durchgeführten Forschungsprojekten zur Geschichte des durch den Nationalsozialismus zerstreuten und erbenlos gewordenen jüdischen Kulturguts, wollen wir hier mittels einer vom Materiellen ausgehenden Perspektive ein zentrales Feld der jüdischen Ideen-, Kultur- und Gedächtnisgeschichte der Nachkriegszeit neu erforschen.“ Irene Aue-Ben-David, Leiterin des Leo Baeck Instituts Jerusalem, ergänzt: „Im ersten Projektmodul beleuchten wir Nachkriegsinitiativen zur Bewahrung des Erbes der Hochschule. Es waren vor allem Intellektuelle und jüdische Institutionen aus Israel, den Vereinigten Staaten und Großbritannien, die sich darum bemühten. In einem zweiten Modul verfolgen wir die Wege der verstreuten Bücher aus der zerstörten Bibliothek der Hochschule, konzentrieren uns also insbesondere auf das Materielle.“

Die Finanzierung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft erfolgt im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Jüdisches Kulturerbe“ (SPP 2357) bis ins Jahr 2025. Das SPP will interdisziplinär und multiperspektivisch die Entwicklungen sowohl des gesellschaftlichen und kulturpolitischen Stellenwerts als auch des Umgangs mit jüdischem Kulturerbe in Europa erforschen.

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